Das visuell geprägte Wesen moderner westlicher Gesellschaften bietet im Alltag eine recht einseitige Sinnlichkeit: Menschen bewegen sich zwischen SMS und facebook, Gesetzestexten, E-Mails und konventionellem Briefverkehr mit öffentlichen Institutionen, youtube-Videos und TV-Bildern. Sicherlich, auch geredet wird viel: am Telefon, im Video-Chat, in den Nachrichten. Selbst in den Straßen sind wir umgeben von Musik, Stimmengewirr, Verkehrsgeräuschen, Klingeltönen. Die Reize der menschlichen Umwelt multiplizieren sich mit der Vielfalt an Medien, die wir nutzen. Doch wie verändern diese unsere Wahrnehmung? Können wir einem einzigen Sinn, dem Hören, eigentlich noch trauen? Oder glauben wir nur, was wir sehen können? Und was hat Sprache damit zu tun?

Mit diesen Fragestellungen beschäftigten sich sechs jugendliche Teilnehmer des deutschsprachigen Workshops „Hörwelt Ruse“ in kreativer Herangehensweise. In dreitägiger Teamarbeit erschufen sie ein Kurzhörspiel von knapp sieben Minuten Länge unter eigener Regie, konnten eine bereits erlernte Fremdsprache praktisch anwenden, und dabei ein hörbares “Bild” ihrer Heimatstadt entwickeln.
Am ersten Tag tauchten die 16- bis 18-Jährigen in die akustische Sphäre ihrer Heimatstadt ein und öffneten ihre Ohren für die besonderen Klänge Ruses. Die dabei entstandenen Audioaufnahmen wurden daraufhin klanglichen Kategorien zugeordnet, die Jugendlichen reflektierten darüber was “Lärm” bedeutet, welche Klänge wir als angenehm empfinden, ob Sprache neben ihrer kommunikativen Funktion einfach Geräusch sein kann. Diese Diskussion inspirierte die Teilnehmer am darauf folgenden Tag beim Entwerfen von Figuren und Situationen, die ins Hörspiel eingebaut werden sollten. Daraus entwickelten sie anschließend zwei Szenen, welche sie selbstständig am PC bearbeiteten und zu einer Hör-Geschichte machten. Dabei bieten die typischen Geräusche der Stadt nicht allein Kulisse für Dialoge, sondern stehen im Mittelpunkt des Geschehens.
Das Ergebnis ihrer kreativen Zusammenarbeit wird abschließend als Beitrag über den Internetsender “Arena Radio” ausgestrahlt, welchen die Jugendlichen am letzten Workshoptag besichtigen durften. Das Projekt wurde unterstützt durch Arena Media und die Robert Bosch Stiftung.