4×4 ist eine Literaturperformance mit vier bulgarischen Poeten (Jasen Vasilev, Rado Tschitschev, Ivan Dimitrov und Miro Hristov). Sie präsentieren mehrere Gedichte aus ihren 2009-2011 erschienenen Debut-Sammelbänden, die große Aufmerksamkeit bei Kritikern und Leser erregten. Jeder Autor liest nicht nur aus seinen eigenen Texten, sondern wechselt im Laufe der Performance mit seinen Kollegen und nimmt dabei eine andere Persönlichkeit an. In Ruse werden die vier Autoren von zwei Musikern (Angel Dodov und Lubomir Braschnenkov) begleitet, die speziell für diese Gedichte eigene Stücke komponiert haben.

Kathrin Röggla wurde 1971 in Salzburg geboren. Dort begann sie 1989 ihr Studium der Germanistik und Publizistik, welches sie 1992 in Berlin fortsetzte und 1999 erfolgreich abbrach . Nach dem Umzug nach Berlin im Jahr 1992 entstanden die ersten Bücher, sowie Kurzprosa. Seit 1998 verfasst und produziert sie auch Radioarbeiten – Hörspiele, akustische Installationen und Netzradio. Seit 2002 schreibt sie auch Theatertexte. Ihre Arbeit wurde mit mehreren bedeutenden Preisen ausgezeichnet. Christine Huber, zur Zeit Halma Stipendiatin in Ruse, hat zwei Texte von Kathrin Röggla vorgelesen, die ausgewählt aus ihrem nächsten Prosaband (erscheint voraussichtlich im Frühjahr 2014) wurden.

Petr Kolečko wurde 1984 in Broumov geboren. Er hat Dramaturgie an der Akademie für Darstellende Kunst in Prag studiert. Kolečkos Theaterstücke gehören zu den seltenen, wirklich intelligenten Theatertexten, in denen ein echtes Gespür für Paradoxien und ein starker Wille, die Dummheit der Gegenwart zu verniedlichen, spürbar sind. Mit Fantasie stellt er ironisch den Fetisch unserer Zeit dar und provoziert menschliche Abgestandenheit und seelenlose Bewunderung vorgefertigter und primitiver gesellschaftlicher Idole. In Ruse wird er mit einigen Schauspielern des Stadttheaters zusammenkommen und seine Arbeit “Vejce” als szenische Lesung präsentieren. “Vejce” ist bereits in der Trilogie “Tři hry” (Drei Spiele) ins Bulgarische übersetzt und veröffentlich worden.

Paolo Piccirillo wurde 1987 in Santa Maria Capua Vetere geboren. Er lebt und arbeitet in Rom. Sein Name erschien in der TOP Liste der besten italienischen Schriftsteller unter 40 der Zeitung Il sole 24 ore. Neben Drehbüchern und seinem Studium veröffentlichte er seinen ersten Roman “Zoo col semaforo” (Zoo mit Ampel). Inspiriert von Canetti und der “Geretteten Zunge”, wird er zu den Themen eigene Wurzeln und Zugehörigkeit Ausschnitte aus seinem ersten Roman “Zoo col semaforo” und aus seinem neuen Werk lesen, das im Jahr 2013  erscheinen wird.

Am Mittwoch, den 3. Oktober möchten wir Sie herzlich ins Haus Canetti  zur Präsentation der Biographie des Künstlers Milosh Gazavon einladen. Als besonderes Ereignis werden Dimiter Shopov, Co-Author der Biographie, und Vera Mlechevska, Kunsthistorikerin, den aus New York stammenden, aktivsten Sammler Gazavons vorstellen. Nach vielen Jahren Anonymität und Dunkelheit war es Svobodan Palich, Gavazovs Schüler und Biograph, für mehrere Jahre, der den Künstler für die globale und  bulgarische Kunstszene entdeckte. Gavazov, Gründer der Post-Gaduative School of the Illiterate Reason und der Autor des legendären Werks „Molotow-Cocktail”, hat unauslöschliche Spuren in der europäischen Avantgarde und in der Kunst des post-modernen Afrika hinterlassen. Seine Arbeit war voller Abenteuer, Desillusionierung, thematisierte das Problem des Hungers und der Armut, zu denen der Autor des Buches, eine Reihe von Schülern, sowie das persönliches Tagebuch des Künstlers, reichhaltige Zeugnisse liefern. Sie beziehen sich auf Veranstaltungen, die von grundlegender Bedeutung in der Welt der Kunst sind und die nur auf ihre hermetische Interpretation warten. Sie bieten auch detaillierte Beschreibungen der verbrannten, verlorenen oderbedeutungslosen, aber auf jeden Fall unvergesslichen Bilder, die zum Leben des Künstlers gehören.

Philipp Weiss (*1982)  ist Autor und Regisseur, schreibt Prosa und Theaterstücke. Studierte in Wien und Barcelona Germanistik und Philosophie, unterrichtete an der Universität Baku, Aserbaidschan, und erhielt zahlreiche Preise und Stipendien. In Ruse wird er sein Theaterstück Allerwelt vorstellen. Allerwelt ist eine Flüchtlingssiedlung am Rande Wiens. Es liegt isoliert von der Stadt auf dem Grund eines Kasernengeländes, das im Ersten Weltkrieg errichtet wurde. In Allerwelt leben Gestrandete, die im Laufe eines halben Jahrhunderts den Krisen und Kriegen ihrer Weltgegenden zu entfliehen suchten. Sie haben nichts gemeinsam, außer am selben Ort angekommen und nicht mehr fortgekommen zu sein. Sie bilden zusammen eine Gemeinschaft ohne Zusammenhang. Mit diesem Text gewann Philipp Weiss den Wettbewerb stück/für/stück des Wiener Schauspielhauses (Jahrgang 2011) und das damit verbundene Hanz-Gratzer-Stipendium. Die Veranstaltung ist Teil der 10. Internationale MitOst Festival.

Das internationale Literaturprojekt “Journey Across Europe”, mit Schriftstellern und Übersetzern aus Deutschland, Tschechien, Mazedonien und Bulgarien, wurde im Sommer abgeschlossen. Die in diesem Jahr erschienene Publikation wird von Prof. Dr. Angelova und der Schrifstellerin Kristin Dimitrova im Rahmen des Literaturfestivals präsentiert. Inspiriert von den Themen Reise, Freiheit und Europa wird die Vorstellung an einem ungewöhnlichen und gerade unbenutzten Ort stattfinden, dem ehemaligen Hafenbahnhof von Ruse (Retchna Gara). Dort werden auch die Hörtexte aus der Publikation in ihrer Originalsprache zu hören sein.

Kristin Dimitrova (1963) ist eine bekannte bulgarische Schriftstellerin und Dichterin. Zu ihren belletristischen Werken gehört der Roman “Sabazius” für den die Autorin 2008 mit dem Hristo G. Danov Nationalpreis bedacht wurde. Die Kurzgeschichtensammlung “Liebe und Tod unter dem krummen Birnbaum” wurde für den Helicon-Preis nominiert, ebenso die Sammlung “Der geheime Weg der Tinte”. Gedichte und Kurzgeschichten von Kristin Dimitrova wurden weltweit bereits in 24 Ländern veröffentlicht und in 20 Sprachen übersetzt.

Gábor Schein wurde 1969 in Budapest geboren. Er ist Dichter, Schriftsteller, Kritiker und Übersetzer deutscher Lyrik. Er studierte Ungarisch und Deutsch und ist außerordentlicher Professor für ungarische Literatur an der Eötvös Loránd Universität in Budapest. In Ruse wird er aus seinen aktuellen Gedichten sowie aus seinem Roman “Lazar” lesen, der  bereits im Elias Canetti Verlag auf Bulgarisch erschienen ist.

Noemi Kiss, geboren 1974 in Gödöllő, studierte Hungarologie, Komparatistik und Soziologie. Sie veröffentlichte zahlreiche Essays, Erzählungen, Kritiken und Aufsätze in deutscher und ungarischer Sprache. Sie ist Mitglied des Vereins junger ungarischer Schriftsteller. Seit 2000 ist sie wissenschaftliche Assistentin für Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Miskolc. Ihre Texte werden demnächst in deutscher Sprache in der Übersetzung von Agnes Relle im Verlag Matthes  & Seitz erscheinen.

In einer Zeit, in der niemand sicher sein kann, wen er vor sich hat, ist sich der Held dieses Romans nicht sicher, wer er selbst ist: Felix Kannmacher oder Johann Gottwald. “Die sieben Leben des Felix Kannmacher” ist ein historisches Schelmenstück, ein Hohelied auf die Liebe und ein berührendes Künstlerepos zugleich. Jan Koneffke (*1960) studierte Philosophie und Germanistik in Berlin. Heute lebt er als Schriftsteller, Publizist und Übersetzer aus dem Italienischen und Rumänischen in Wien und Bukarest. Er erhielt mehrere literarische Auszeichnungen und veröffentlichte bislang 15 Bücher, darunter Gedichtbände, Romane, Erzählungen und Kinderbücher. Die Veranstaltung wird aus Mitteln des Förderprogramms Grenzgänger der Robert Bosch Stiftung unterstützt und ist Teil der 10. Internationale MitOst Festival.

Christine Huber ist 1963 in Österreich geboren. Ihr erster Lyrikband erschien im Jahr 1990 unter dem Titel “Annahmeschluss” in der traditionsreichen Wiener Herbstpresse. Seither zahlreiche Publikationen von Lyrik, Prosa und Textgrafiken. Huber hat Texte für Kompositionen von Beat Furrer, Elisabeth Flunger, Alexander Stankovski und I-Tsen Lu geschrieben und gemeinsame Textprojekte mit Ilse Kilic und Helmut Schranz realisiert. Gemeinsam mit Alexander Stankovski entstanden auch Arbeiten für den Hörfunk (www.kunstradio.at) und Textinstallationen. 1990 hat sie die edition ch gegründet. Huber war, gemeinsam mit Gerhard Jaschke, von Januar 2006 bis November 2010 Geschäftsführerin der Grazer Autorinnen- und Autorenversammlung. Seit 2005 verantwortet sie die Reihe DICHTFEST im Rahmen des Leseprogramms der Alten Schmiede. Von 10. September bis 10. Oktober wird Christine Huber als Stipendiatin des Literaturnetzwerks HALMA in Ruse zu Gast sein. Das Stipendium wurde durch Unterstützung des österreichischen Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur ermöglicht.

34 Schlüsselstellen und Romananfänge von 35 Autoren aus 16 Ländern. Marc Degens hat sie alle gelesen… und geschrieben. “Unsere Popmoderne” ist einer der originellsten Beiträge zur fiktiven Literatur und Meta-Literatur. Zwei Jahre lang veröffentlichte die FAZ die Kolumne, in der Marc Degens Ausschnitte aus literarischen Büchern der Gegenwart, samt kurzen Erläuterungen zu Autor und Werk präsentierte. Die zitierten Bücher und Autoren waren jedoch allesamt erfunden. Das sorgte in der FAZ-Redaktion für zahlreiche Anfragen von ratlosen Buchhändlern. Die Sammlung wurde 2005 als Buch veröffentlicht und wird demnächst auch  ins Bulgarische übersetzt. Marc Degens wurde 1971 in Essen geboren. Er schreibt Romane, Kolumnen und Erzählungen und wird außer “Unsere Popmoderne” auch Texte aus seinem neuen Roman “Das kaputte Knie Gottes” in Ruse vorstellen.

Micul Dejun, 1981 geboren, war neben dem Studium in Dresden, Halle, Prag und Sibiu als Altpapierhändler & Glöckner, Kerzenanzünder & Requisitenbauer, im Museum und im Archiv, als Deutschlehrer & Journalist, als Universitätsmitarbeiter und/& Offspacebetreiber tätig. Er studiert derzeit am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig, wohnt in Leipzig und Sibiu und beschäftigt sich neben dem Ausliefern von Postpaketen vor allem mit Lyrik, Kurzprosa und seinem ersten Roman.

Die Gruppe ruestungsschmiede wird beherrscht von architektonischem Denken, gesteuert von einer Sucht nach Medien und von der unmittelbaren Lust am Schaffen. In ihrer Auseinandersetzung mit Raum-, Licht- und Farbwirkung untersuchen Kristian Andresen, Michal Banisch und Philip Modest Schambelan Strömungen ihrer Zeit und dem damit verknüpften Raum. Dabei manipulieren sie durch die Verwischung der Grenzen zwischen Analog und Digital gewohnte Wahrnehmungen von Symbolen, Schrift und Grafik.

In Ruse versuchen ruestungsschmiede und Micul Dejun das geschriebene Wort sowie das projizierte und das vorgetragene Wort im Elias Canetti Haus zusammenzuführen.

Der Workshop bietet Kindern (Alter: 4 – 6) die Möglichkeit, das Wunderland von Alice zu entdecken und selber zu erleben. Zusammen mit Vaya, Elisa und Hristiana wird die Gruppe in die fantastische Welt der Geschichte eintauchen und dabei aktiv Teil davon werden. Bei einem Tee, Kartenspielen, mit imaginären Katzen und Kaninchen werden wir Platz für Kreativität und Fantasie schaffen und dabei in verschiedene Rollen schlüpfen und Masken basteln.

Teilnahme begrenzt (10 Plätze)
Anmeldung erbeten unter: elisa.calosi@eliascanetti.org

Am Sonntag möchten wir in entspannter Feierlaune die ganze Stadt zum Büchertauschmarkt auf der Loggia des alten Hafenbahnhofs (Retchna gara) einladen. Bringt Eure alten Bücher mit und tauscht sie und Eure Lese-Erfahrungen mit anderen Menschen.