1. – 9. Oktober
Vom 1. bis zum 9. Oktober 2014 findet wieder das Literaturfestival in Ruse statt. Bereits zum siebten Mal werden auch in diesem Jahr innovative Werke und spannende Gäste aus Österreich, Italien, Tschechien, Polen, Ungarn, Deutschland und Bulgarien vorgestellt. Das Literaturfestival versammelt unterschiedliche Persönlichkeiten, Perspektiven und Formate und präsentiert Texte, die zur Diskussion und zum Austausch einladen. Während des Festivals wird es zum ersten Mal in Ruse einen Einblick in das Thema Lyrikverfilmungen geben – in Form von Filmvorführungen und Workshops. Im Rahmen des Literaturfestivals Ruse werden in diesem Jahr auch Veranstaltungen in Veliko Tarnovo und Sofia stattfinden.
1. – 9. Oktober: Liberatura – eine andere Dimension von Literatur
Ausstellung
Regionalbibliothek “Lyuben Karavelov”
Ausstellungseröffnung: 1. Oktober, 11:00
Öffnungszeiten: Montag-Freitag 8:30-18:30 / Samstag 9:30-17:30
Der Begriff Liberatura wurde erstmals 1999 vom polnischen Autor Zenon Fajfer eingeführt. Er beschreibt eine Form der Literatur, bei welcher Text und materielle Form eines Buches erst zu einem Ganzen werden. Beide haben den lateinischen Präfix “liber” gemeinsam: Er beschreibt einerseits die Freiheit des Schaffenden, sich selbst auszudrücken und andererseits die materielle Form des Buches, mit Gewicht und Größe, die gewissermaßen das Rohmaterial der Liberatura darstellt.
Die Ausstellung von Zenon Fajfer und Katarzyna Bazarnik zeigt ausgewählte Werke des Liberatura-Konzepts.
1. Oktober: Lesung mit Marek Šindelka
18:00 Canetti Haus
Marek Šindelka,1984 in Polička geboren, studiert neben seiner Autorentätigkeit Kulturwissenschaft an der Karls-Universität Prag sowie Drehbuch an der Prager FAMU. Im Jahr 2006 erhielt er für sein Debüt, die Gedichtsammlung Strychnin a jiné básně (2005), den Jiří-Orten-Preis. Seinen ersten Roman Chyba veröffentlichte Šindelka 2008. Dieser erschien 2011 auch als Comic. Weiterhin verfasst Šindelka Beiträge für die tschechischen Literaturzeitschriften Souvislosti, A2 und Host. In Ruse wird er seinen Text “Performance starts” vorstellen.
2. Oktober: Lesung mit Micul Dejun
18:00 Canetti Haus
Micul Dejun, 1981 geboren, studierte Literarisches Schreiben, Geschichte und Kunstgeschichte in Leipzig, Dresden, Halle, Prag und Sibiu. Er ist Begründer der Offspace-Galerie “Fischladen” in Dresden. Im Jahr 2010 war Micul Dejun DAAD-Stipendiat der “Scoala de Vara” in Moldawien und in der Ukraine. Im Jahr 2014 wurde er Stipendiat des Stuttgarter Schriftstellerhauses. Micul Dejun wird beim diesjährigen Literaturfestival aus seinem Roman “Beton” lesen.
3. Oktober: Gedicht + Film = Film
Lyrikverfilmung – Workshop mit Anastasia Novikova
13:00
Lyrikverfilmung ist ein Genre, bei welchem Lyrik durch das Medium des Filmes präsentiert wird und sich mit diesem verbindet. Durch Festivals, wie dem Zebra Internationale Poetry Film Festival Berlin, ist dieses Genre zunehmend in der Öffentlichkeit vertreten. Im Rahmen des Workshops werden ausgewählte Lyrikverfilmungen angesehen und besprochen – und dies, immer vor dem Hintergrund der Frage, wie aus dem Wort ein Bild wird. Besonders spannend, wenn man bedenkt, dass jeder Mensch beim Lesen eines Gedichts seine eigenen Bilder im Kopf entwickelt.
Anastasia Novikova unterrichtet an der Universität Heidelberg Literatur- und Mediendidaktik in der Fachrichtung “Deutsch als Fremdsprache” (DaF). Novikova promovierte dort zum Thema “Lyrikverfilmungen im DaF-Unterricht. Theoretische Grundlagen und didaktische Praxis”. Ihre Monografie zum Thema Lyrikverfilmung erschien 2013 im Dr. Kovac Verlag, Hamburg.
Der Workshop richtet sich an Studenten, sowie Künstler und alle interessierten Personen. Die Arbeitssprachen werden Deutsch und Bulgarisch sein.
Teilnahme begrenzt (12 Plätze).
Anmeldung bis 26.09 unter: a.novikova@gmx.net
3. Oktober: Poem – Ich setzte den Fuß in die Luft und sie trug (2003)
Filmvorführung
18:00 Canetti Haus
In seinem Film “Poem” lässt der Regisseur Ralf Schmerberg deutschsprachige Lyrik zu vielfältigen und intensiven Bildern werden. Poem ist eine Reise durch die Welt der Poesie und Imagination. Großartige deutsche Schauspieler wie Jürgen Vogel, Klaus Maria Brandauer, Meret Becker oder David Bennent verleihen Gedichten von Ingeborg Bachmann, Heiner Müller oder Heinrich Heine neue Gesichter. Im Vorfeld des Filmes wird Dr. Anastasia Novikova eine Einführung zum Film geben.
4. Oktober: Timira. Ein Mischlingroman – Wu Ming 2 und Antar Mohamed Marincola
Buchpräsentation mit Tanya Topalova
17:30 Canetti Haus
Ihr Name ist Isabella Marincola, doch in Somalia nennt sie sich Timira. 1925 wurde sie als Tochter eines italienischen Soldaten und einer Einheimischen in Mogadischu geboren. Ihr Leben ist ein Schatz von in sich verflochtenen Geschichten, die sich zwischen Europa und Afrika abspielen. Timira ist ein Mischlingsroman, der die Erinnerungen von Isabella Marincola, Archivdokumente und dichterische Freiheit miteinander verbindet.
Der Roman ist aus der Zusammenarbeit von Wu Ming 2, Antar Mohammed Marincola und seiner Mutter Isabella Marincola entstanden.
Wu Ming 2 ist Mitglied des italienischen Schriftstellerkollektives Wu Ming. Die Gruppe existiert seit 2000 und arbeitet in Bologna. Mit ihrer kollektiven Arbeitsweise thematisieren die Mitglieder immer wieder die Idee des Autors und dekonstruieren diese. Jede Form des menschlichen Handelns ist für Wu Ming etwas Kollektives. Die Gruppe hat mehrere Romane verfasst, welche in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden.
Antar Mohamed Marincola (1963 in Mogadishu geboren) ist ein somalisch-italienischer Autor.
Am 4. Oktober wird das Wu Ming Kollektiv sowie der Roman “Timira” von Tanya Topalova zum ersten Mal in Bulgarien präsentiert. Tanya Topalova unterrichtet italienische Sprache und Literatur an der Universität Veliko Tarnovo.
“Timira. Ein Mischlingsroman” wird voraussichtlich 2015 im Elias Canetti Verlag in bulgarischer Sprache erscheinen.
4. Oktober: Bäreninseln (2010)
Filmvorführung
19:00 Canetti Haus
Der Dokumentarfilm “Bäreninseln” behandelt die fernöstliche russische Republik Sacha (Jakutien). Er erzählt die Geschichte der Menschen in diesem so entlegenen Teil des Landes, insbesondere der Verwalter eines Eisbärenreservates, welches sich auf den Bäreninseln in der Ostsibirischen See befindet. Der tschechische Regisseur Martin Ryšavý, zeichnet mit “Bäreninseln” ein detailliertes Portrait der Landschaft, ihrer Geschichte und dem Leben der Menschen in Sacha.
Martin Ryšavý, geboren 1967 in Prag, ist studierter Biologe. Heute ist er als Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur tätig und unterrichtet Drehbuch und Dramaturgie an der Prager Filmhochschule FAMU.
5. Oktober: Pippi Langstrumpf
Workshop für Kinder
12:00 Canetti Haus
Der Workshop bietet Kindern, im Alter zwischen 4 und 6 Jahren, die Möglichkeit, die Abenteuer von Pippi Langstrumpf zu entdecken. Die Gruppe wird in die fantastische Welt von Pippi, Annika und Tommy eintauchen und mit ihnen Spannendes erleben. Das Canetti Haus wird für einen Tag zur Villa Kunterbunt – mit Limonadenbaum, Kraftproben und einer Schatzsuche. Mit Spielen, Musik und Basteleien werden wir Platz für Kreativität und Fantasie schaffen und dabei in verschiedene Rollen schlüpfen.
Teilnahme begrenzt (10 Plätze).
Anmeldung unter: leonardo@eliascanetti.org
5. Oktober: Lesung mit Angel Igov und Kinga Toth
18:00 Canetti Haus
Angel Igov, geboren 1981 in Sofia, ist bulgarischer Autor, Literaturkritiker, Übersetzer und Journalist. Er studierte Englische Philologie und Literaturwissenschaften in Bulgarien, Großbritannien und den Vereinigten Staaten. Angel Igov ist Autor von Kurzgeschichten und dem Roman “Kratka povest za srama” (Eine kurze Geschichte der Schande). Seine erste Kurzgeschichtensammlung “Sreshti na putia” (Treffen auf der Straße) gewann 2003 den großen Prosapreis im Rahmen des nationalen Wettbewerbs “Iuzhna prolet” (Frühling im Süden). Er unterrichtet englische und amerikanische Literatur an der Universität Sofia. Als Journalist publiziert er regelmäßig in verschiedenen bulgarischen Medien und Literaturmagazinen. 2006 war er für seinen Erzählungsband “K” für den Elias Canetti-Literaturpreis nominiert. Im Canetti Haus wird Angel Igov, gemeinsam mit der ungarischen Künstlerin Kinga Toth, Auszüge aus seinem neuesten Roman präsentieren.
Kinga Toth, 1983 in Sárvár (Ungarn) geboren, ist Künstlerin und Journalistin. Weiterhin ist sie Frontfrau der Band Tóth Kína Hegyfalu sowie Vorstandsmitglied der József Attila Association for Young Writers. 2013 war Toth Stipendiatin der Akademie Solitude in Stuttgart. In Ruse wird Kinga Toth ihr Projekt ALL MACHINE präsentieren, welches sie u.a. bereits ortsspezifisch in Budapest, Bratislava, Stuttgart, Prag oder Sofia umgesetzt hat. Zentrales Thema des Projektes ist Wahrnehmung – durch Menschen und Maschinen. ALL MACHINE zeigt das Zusammenleben von Menschen und Maschinen und wie aus diesem unsere zeitgenössische Gesellschaft entsteht. ALL MACHINE beinhaltet eine Ausstellung mit Grafiken, eine Perfomance mit visuellen sowie klanglichen Elementen und Gedichten von Kinga Toth. Im Anschluss von Lesung und Diskussion mit Angel Igov, wird Kinga Toth die ALL MACHINE Sound Poetry Performance präsentieren.
6. Oktober: Vorträge von Prof. Milena Kirova und Dr. Boris Minkov
17:30 Canetti Haus
Milena Kirova, geboren 1958 in Sofia, ist Literaturkritikerin, Feministin und Universitätsprofessorin. Sie schreibt und lehrt mit den Schwerpunkten: zeitgenössische bulgarische Literatur des späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts, feministische Literatur, Feminismus und Bibelforschung sowie Feminismus und Psychoanalyse. Prof. Kirova ist Preisträgerin des Nationalen Preises für Literaturkritik “Ivan Radoslavov und Ivan Meschekov” 2011. Im Canetti Haus wird sie zum Thema “Kommunismus im Angebot: das Leben vor 1989 in den Romanen bulgarischer Immigranten.” sprechen.
Boris Minkov, geboren 1971 in Sofia, ist Schriftsteller und Literaturkritiker. Minkov studierte Vergleichende Literaturwissenschaft und promovierte zu den Werken von Hermann Broch und Stefan Zweig. Dr. Minkov war Gastdozent an der Universität Sofia, der Universität Plovdiv, an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Humboldt Universtität in Berlin. Er ist Herausgeber der Zeitschrift “Stranitsa” für Literatur und Geisteswissenschaften, welche seit 1997 veröffentlicht wird. Boris Minkov wird in Ruse zum Thema “Gegenwärtige bulgarische Literatur: Medien, Kritik, Öffentlichkeit” referieren.
6. Oktober: Zimmer aus Worten – Petko Tanchev und Katerina Georgieva
Performance
19:00 Canetti Haus
In ihrer Performance betrachten die Autoren Petko Tanchev und Katerina Georgieva das “Zimmer aus Worten” als einen Raum, der durch die Reflektion der Vibrationen des einzelnen Individuums entsteht. Durch das Zusammenspiel von Worten und Digitalem entdecken sie eine neue, energetische Welt, die dazu einlädt, die eigenen beschränkenden Grenzen der Wahrnehmung und Überzeugung, in die wir uns selbst zwängen und in denen wir uns definieren, zu überwinden. Die Performance “Zimmer aus Worten” ermöglicht, sich auf eine neue und unvorhergesehene Art und Weise zu definieren und zu verstehen.
Petko Tanchev, 1985 geboren, studierte Bühnenbild und Visual Performance an der Kunstakademie in Sofia. Als Künstler hat er bereits an mehreren Festivals und Ausstellungen im In- und Ausland teilgenommen.
Katerina Georgieva, 1987 geboren, ist Theaterkritikerin und Dichterin. Seit Februar 2014 arbeitet sie im Puppentheater Vidin als Dramaturgin.
7. Oktober: Lesungen mit Robert Schindel und Boris Minkov
Moderation: Penka Angelova
18:00 Canetti Haus
Robert Schindel, 1944 als Kind jüdischer Kommunisten in Bad Hall geboren, ist ein österreichischer Autor. Schindel studierte Philosophie und war Mitbegründer der Studentenbewegung “Kommune Wien” sowie der Literaturzeitschrift “Hundsblume”. Seit 1986 ist Schindel freiberuflicher Autor. Zentrale Themen seiner Werke sind die Shoa und seine ambivalente Beziehung zur “Vergessenshauptstadt” Wien. Seit 1999 ist Robert Schindel Vorsitzender der Jury des Ingeborg-Bachmann-Preises. Er ist Mitglied der Freien Akademie der Künste Hamburg sowie Dozent für kreatives Schreiben an der Universität für angewandte Kunst Wien. In Ruse wird Robert Schindel aus seinem Roman “Gebürtig” lesen.
Boris Minkov wird sein Buch “Umschrift” in autopoetischer Reflexion als mitteleuropäischen Roman präsentieren.
8. Oktober: Elias Canetti Verlag
Präsentation
18:00 Helikon Buchhandlung
Der Elias Canetti Verlag veröffentlicht seit bereits mehreren Jahren zeitgenössische europäische Literatur in bulgarischer Sprache und präsentiert gleichzeitig bulgarische Neuerscheinungen auf Deutsch. Im Rahmen des Festivals werden in diesem Jahr die Arbeit des Verlags sowie einige Bücher in der Buchhandlung Helikon vorgestellt.
8. Oktober: Help me Jones
Konzert
20:00 Canetti Haus
Help me Jones ist eine Sofioter Band, deren Musik sich in Bereichen des Synthpop und der New Wave Musik der 80er Jahre bewegt. Gründungsmitglieder sind der Schauspieler, Regisseur und Dichter Mariy Rosen und Konstantin Timoshenko, DJ und Produzent aus Kasachstan. Nach gemeinsamen, genreübergreifenden Kunstprojekten, gründeten sie 2008 Help me Jones – zusammen mit der Sängerin Andronia Popova (Nasekomix) als ständiges Mitglied. 2013 veröffentlichte die Band ihr Debutalbum “Made in China”.
9. Oktober: Liberatura – another dimension of literature
Workshop
15:00 Bibliothek
Im Rahmen der Liberatura-Ausstellung wird ein Workshop mit den Autoren Zenon Fajfer und Katarzyna Bazarnik stattfinden. Die Autoren werden einer Gruppe von Interessierten das Liberatura Konzept vorstellen, es gemeinsam besprechen und selber an einigen Beispielen und Collagen arbeiten. Der Workshop wird in englischer Sprache stattfinden.
Teilnahme begrenzt (15 Plätze)
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Anmeldung bis 28.09 unter: leonardo@eliascanetti.org
Um 18:00 werden die Ergebnisse des Workshops vorgestellt und zusammen mit den Autoren, Teilnehmern und Gästen das Literaturfestival Ruse 2014 abgeschlossen.
Im Zusammenarbeit mit: