Zora Kreuzer bringt Farbe ins Canetti Haus

Zora Kreuzer ist Künstlerin, genauer gesagt visuelle Künstlerin, die sich auf Minimalismus spezialisiert. Sie reist viel, arbeitet auf verschiedenen Kontinenten und lernt gerne neue Kulturen kennen. Für ihre Werke verwendet sie vor allem Farben und Licht. Zora Kreuzer arbeitet in Räumlichkeiten, aber auch im offenen und öffentlichen Raum. Ihre Installationen sind vom umgebenden Raum inspiriert und von der Ästhetik des Umfelds beeinflusst. Mithilfe klarer geometrischer Formen, Licht und Farben einer Palette kreischender Neontöne verändert sie die Beschaffenheit, Struktur und Dichte eines Raums, lässt die Temperatur steigen oder fallen und stülpt die gesamte Atmosphäre einmal von innen heraus um. Sie kippt Perspektiven, verbiegt Wahrnehmungen und kreiert im Resultat Alternativen. Zora verwendet oft Leuchtstoffröhren, sowohl aufgrund ihres Aussehens und ihrer Leuchtkraft als auch ihres Zusammenhangs mit dem öffentlichen Raum. Indem sie verschiedene Oberflächen unterschiedlich anstrahlt und beleuchtet, aktiviert sie diese und macht sie so zu eigenen Lichtquellen. 

Zora trat Anfang Oktober 2019 in Ruse das Künstler*innen Residenzstipendium “Sharing Future” an. In ihrer Zeit in Ruse erforschte sie die Stadt, Umgebung und das Canetti Haus — ein Prozess, der es der Berliner Künstlerin erlaubt ein Gefühl für ihr Umfeld, die Besonderheiten des Lichts und die Spezifika der Ruser Architektur zu bekommen, und dadurch Licht, Farben und Formen ihrer Vision entsprechend einzusetzen. Im Canetti Haus verbrachte sie zu Beginn ihrer Zeit viele Nächte, experimentierte mit verschiedenen Farben, Beleuchtungstechniken und tastete sich so an das Resultat ihrer Kreation heran.

Über ihre Erfahrung und verbrachte Zeit in Ruse sagt Zora, dass ihr die Stadt sehr gut gefällt, dass sie sie aber gleichzeitig als Subjekt ihrer Kunst betrachtet, und in Bezug auf Lichtverhältnisse architektonischen Stil analysiert und verarbeitet. In ihren Bemühungen um Material und erforderliche Geräte wurde Zora Kreuzer von Mitarbeiter*innen des Theaters und der Kunstgalerie Ruse unterstützt, langjährigen Kooperationspartnern der Internationalen Elias Canetti Gesellschaft. Außerdem lernte sie lokale Künstler*innen und Kulturschaffende kennen, die sie bei ihrem Art Event unterstützten. 

Gemeinsam mit Ina Valentinova aus Ruse, Dan Venn aus London und E.U.E.R.P.I. aus Veliko Tarnovo präsentierte Zora am, 26. Oktober das Resultat ihrer Arbeit im Canetti Haus. Elena Velikova Direktorin der Ruser Kunstgalerie eröffnete die Veranstaltung mit einer Rede, gefolgt von Zora Kreuzers Artist Talk und Einführung in vergangene Kreationen. Ina Valentinova und Dan Venn präsentierten Installationen und Animationen, E.U.E.R.P.I. legte eine bewegende, musikalische Performance dar. Das Ausmaß Zoras eigener Lichtinstallation wurde erst mit Sonnenuntergang in seiner Ganzheit ersichtlich. Mithilfe minimalistischer, aber präziser Änderungen in Licht und Farbverlauf, änderte die Künstlerin die gesamte Atmosphäre des Gebäudes. Zora reizt es vor allem Kunst an unerwarteten Orten zu schaffen und das Canetti Haus, in seiner Massivität und Unebenheit, roh und gleichzeitig erhaben, entpuppte sich als perfekter Raum für ihre Kunst. Nicht nur das, sie transformierte das Gebäude selbst zum Objekt ihrer Kunst, verwandelte es mittels fluoreszierender Metamorphose in ein Alternativ-Universum-Canetti-Haus. Um das Ganze abzurunden stellte sich Zora hinter das DJ Pult und brachte so endgültig ein Stück Berliner Nachtleben nach Ruse.

Zoras dynamisches und individuelle Art Event war ein voller Erfolg, spiegelte die alternative Kunstszene der Stadt Ruse und Bulgariens wider und zeigte den eine neue Facette, und damit einen Einblick in die Möglichkeitet, des Canetti Hauses. Wir bedanken uns bei Zora Kreuzer für den kreativen Austausch, die innovative Umfunktionierung des Raums und freuen uns zu sehen was das “Sharing Future” Residenzstipendium für uns bereithält.