petra_ganglbauer_01

Die österreichische HALMA Stipendiatin Petra Ganglbauer war im Oktober für einen Monat zu Gast in Ruse.

Die öffentliche Lesung mit der österreichischen Autorin Petra Ganglbauer fand am 22. Oktober im Klub na Dejcite na Kulturata, ul. Konstantin Iretschek 2 in Ruse statt. Zu hören waren vor allem Auszüge des Werkes „Manchmal rufe ich dorthin“.

Eine Einführung von Paula Beger: „Petra Ganglbauer setzt sich in sehr feinfühliger Art und Weise mit medialer Manipulation, persönlichem Schmerz und gesellschaftlicher Verdrängung auseinander. Ausgangspunkt und Inspirationsquelle sind immer wieder die Medien, die Werbung und die sensible Beobachtung ihrer Umgebung. Sie rechnet mit dem Spätkapitalismus in all seine Facetten und Absurditäten ab, überhöht und pervertiert und insziniert in grellem Licht. Der Autorin ist es von großer Wichtigkeit, Inhalt und Form in eine sprachliche Einheit zu bringen. Sprache ist für sie kein Mittel der Darstellung, sondern ist Darstellung selbst. Inhalt und Form interagieren gleichberechtigt und ergeben ein Spannungsverhältnis. Diese Spannung spiegelt sich besonders in ihrer szenischen Wiedergabe unterschiedlicher Sprachebenen wider. Ganz bewusst setzt sie mehrere sprachliche Ebenen ein, um diese in Kontrast zu setzen, Handlungen zu unterbrechen und verschwimmen zu lassen. Die in sich gekehrte, depressive Ebene der Isolation steht der schillernden Medien-Sprache gegenüber, ebenso wie der in ihren Werken stets wiederkehrenden Sprachebene des Traum-Raums, eine emotional aufgeladene Sphäre, die Sinneswahrnehmungen lyrisch gefärbt beschreibt. Die Traumwirklichkeit wird von der agressiven Realität jedoch immer wieder eingeholt. Besondere Beachtung gilt dem expressiven Sprachausdruck Petra Ganglbauers. Wortzusammensetzungen verleihen ihrer szenischen Poetik eine eigene Atmosphäre. Scherbenglück, Bilderwald, Lachenweinen und Schlammtaschen sind Zusammensetzungen, die ihrem Sinn entglitten sind und einen neuen Sinn beim Leser zu finden versuchen. Einen Sinn-Raum, in dem Füße erzählen, Nächte dunkelgrün sind und sich Schreie aus dem Leib schlagen können. Das vorgestellte Werk „Manchmal rufe ich dorthin“ ist ein grausamer Einblick in Wort und Situation des Krieges. Beeinflusst von Bildern des Westbalkans und des Golfkrieges lässt Petra Ganglbauer zwei Sprach-Ebenen mäandrieren, die eine hart und voll kaltblütiger Bilder, die andere weicher und sehnsuchtsvoll. Die Autorin Petra Ganglbauer folgt ganz ihrer poetischen Devise und verknüpft faktische Bilder mit der Dichtkunst, um beides mit einer bildlich-sprachlichen Klammer zu umschließen.“

Petra Ganglbauer über Ihren Aufenthalt in Ruse

Bulgarische Übersetzung ausgewählter Texte